Das vom Architekten Hans Holthey entworfene und 1930 fertig gestellte Bogenhaus prägt den Olvenstedter Platz (Foto: Verein IGNah/Ralf Kozica)
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Die elektrische Zeitreise in die Magdeburger Moderne

Im Jahr 2019 steht das 100. Bauhaus-Gründungsjubiläum im Mittelpunkt vieler kultureller und geschichtlicher Aktivitäten. In Magdeburg wird uns in besonderer Weise bewusst, dass dank der Impulse des Bauhauses letztlich ein zukunftsweisendes Wohnungsbauprogramm realisiert und eine ambitionierte Stadtplanung auf den Weg gebracht wurden. In den 1920-er Jahren begründeten der damalige Oberbürgermeister Hermann Beims und avantgardistische Architekten wie Bruno Taut, Johannes Göderitz, Carl Krayl sowie der Reformpädagoge Hans Löscher neben viele anderen Akteuren Magdeburgs Ruf als Stadt der Moderne.

Beim Blick auf das heutige Magdeburg begegnen dem aufmerksamen Betrachter überall in der Stadt die Zeugnisse jenes Jahrzehnts, das von gesellschaftlichem, politischem, künstlerischem und kulturellem Aufbruch geprägt war. Eine Entwicklung, die 1933 mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten jäh beendet wurde.

Die Magdeburger Straßenbahn spielte in der Entwicklung zur Reformstadt der Moderne eine gestalterische Rolle. Die Straßenbahn gewährleistete die Verkehrserschließung der neuen Wohnsiedlungen und ermöglichte ihren Bewohnern Mobilität – in der Gartenstadt Reform, der Beims-Siedlung, der Anger-Siedlung in Brückfeld, der Siedlung Cracau, der Curie-Siedlung und den vielen Wohnungsbauten in Stadtfeld-Ost.

Die Lackierung der heutigen Niederflurbahnen erinnert noch an die in den 1920-er Jahren von Bruno Taut initiierte Farbgebung der Magdeburger Straßenbahnwagen in grün, rot und weiß. Etliche Wohn- und Geschäftshäuser sowie Gewerbebauten aus der Zeit des Neuen Bauwillens reihen sich entlang der Straßenbahnstrecken auf wie Perlen in einer Kette.

Was liegt also näher, sich bei Herbstwetter gemütlich in eine geheizte historische Straßenbahn zu setzen und die Zeugen des Neuen Bauens an sich vorüberziehen zu lassen? Die Mitglieder des Vereins IGNah und Nadja Gröschner laden gemeinsam mit der Magdeburger Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG (MVB) zur „Elektrischen Zeitreise in die Magdeburger Moderne“ ein.

Die Premierenfahrt beginnt am Samstag, 5. Oktober 2019, um 15 Uhr auf dem Hof des Museumsdepots Sudenburg. Die Reise führt über Süd- und Westring und die Olvenstedter Straße durch Stadtfeld nach Diesdorf und wieder zurück nach Sudenburg. Fahrscheine für die Zeitreise gibt es zum Preis von 15 Euro bei der Feuerwache Magdeburg über das Kartentelefon 03 91 – 602 809.

Kleiner Tipp: Eine weitere Gelegenheit, mit historischen Straßenbahnen zu fahren, gibt es am Sonntag, dem 6. Oktober 2019. Dann fahren die alten Bahnen auf der Linie 77 anlässlich des Rathausfestes zwischen Alter Markt und Herrenkrug.